Jahrhundertstein

(Foto 1, JH. Stein)

Erklärung
Als Jahrhundertstein wird eine Basaltlavasäule bezeichnet, die im Basaltlava-Abbaugebiet der Osteifel gefunden wurde und von ihrer Größe und Mächtigkeit her so einmalig ist, dass sie, wenn überhaupt, nur alle hundert Jahre einmal gefunden wird. Immerhin misst die Säule: Länge 3,50 m, Breite 1,85 m, Höhe 6,62 m und wiegt fast 50 to. Bisher konnte in unserer Region kein Rohwerkstein dieser Größe und dieses Gewichts gewonnen und für die Nachwelt erhalten werden. In der Osteifel sind die in den Steinbrüchen gefundenen Säulenformationen normalerweise in ihren Abmessungen wesentlich kleiner; darin ist die Besonderheit dieser Basaltlavasäule begründet.

Historie
Seit Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hat der Grubenbesitzer und Steinbrecher Walter Langenfeld für die Firma Luxem oHG als Grundstücksnachbar Basaltlava – Rohwerksteine abgebaut. Im Jahre 1980 gelang es ihm mit Hilfe seines Bruders Franz, diesen selten großen Rohwerkstein aus der Steinbruchwand des Steinbruchs „Mayen 674“ zu lösen. Solche von der Natur 5-6 eckig geformte vertikal anstehende Basaltlavasäulen bilden die Steinwände (das Gepräge) eines Steinbruchs. An der Bergung, dem Transport und der Aufstellung der Säule waren die Firmen Autokrane Baumann, Bornheim – Hersel, Mendiger Basalt, Mendig und Mayener Natursteinwerke, Kottenheim, beteiligt. Die Koordination und Organisation leistete der Vorstand der Lapidea – Stiftung für Kunst u. Kultur. Mit Unterstützung der Sponsoren konnte die Lapidea – Stiftung diese einmalige Säule einer wirtschaftlichen Nutzung entziehen und der Nachwelt als einzigartiges Monument erhalten.

Bergung
Zur Bergung aus dem ca. 15 m tiefen Basaltlava-Steinbruch waren umfangreiche vorbereitende Arbeiten erforderlich. Zunächst musste geklärt werden, ob und wie der 50 to schwere Stein aus dem seit Jahren stillgelegten Steinbruch herausgeholt werden kann. Es wurden mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen. In Anbetracht des starken Geländebewuchses u. der unbefestigten Zuwegung in den Steinbruch wurde das Herausheben mit einem Autokran als einzige Möglichkeit angesehen. Allerdings waren dazu noch Zuwegungen und Standort für Autokran, sowie Platzbedarf für 4 Tieflader mit Ausrüstung in unwegsamem Grubengelände zu planieren u. zu festigen, sowie die Tragkraft des Autokrans zu bestimmen. Dafür musste ein Bodengutachten die Tragfähigkeit der Bodenoberfläche am Grubenrand u. somit der Autokran-Abstand von diesem bestimmt werden. Das in Absprache mit dem Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Raumplanung mit der Erstellung des Gutachtens beauftragte Landesamt für Geologie und Bergbau kam zu dem Ergebnis , dass der Abstand zum Grubenrand 12 m betragen muss. Um den Stein senkrecht aus der Grube heben zu können, war ein Kranausleger von mindestens 22 m erforderlich. Bei der zu hebenden Last von 50 to musste ein 400 to Kran zum Einsatz kommen.

Am 11.09.2012, 7. 30 h war es dann soweit: der Autokran hatte seinen Standort erreicht, 170 to Ballastelemente wurden von den Tiefladern auf den „Rücken“ des Autokrans geladen, um genügend Gegengewicht bei der erforderlichen Ausladung von 22 m zu erreichen. Gegen 9.30 h war der Stein mit 2 Stahlketten am Kranhaken angebracht. Die Anspannung der Verantwortlichen war spürbar, als sich die Kettenglieder mit lautem Knacken am Stein anspannten; der Kran hob den Stein kontinuierlich immer weiter nach oben, schwenkte den Kranarm über die Bäume und Sträucher zum bereit stehenden Tieflader; dieser nahm den Stein auf und trat den Weg zum neuen bereits 2010 mit den Verantwortlichen der Stadt Mayen als Eigentümerin des Grundstücks festgelegten neuen Standort auf der Via LAPIDEA.

Aufstellung
Wegen der nicht ebenen Standfläche der Basaltlavasäule mussten Vorkehrungen getroffen werden, diese Unebenheiten auszugleichen. Die Schwierigkeit dabei war, dass dieser Ausgleich nur im Zeitpunkt der Montage erfolgen konnte. Bereits um 13.30 h konnte die riesige Basaltlavasäule mit dem gleichen Autokran vom Tieflader gehoben und an den Standort verbracht werden. Einige Tage zuvor war zur Standsicherheit der Basaltlavasäule eine 4, 50×4,00×0,60 m große Fundamentgrube ausgehoben und teilweise wieder mit einer 20 cm dicken Betonplatte ausgefüllt worden.

Einige Tage zuvor war zur Standsicherheit der Basaltlavasäule eine 4, 50×4,00×0,60 m große Fundamentgrube ausgehoben und teilweise wieder mit einer 20 cm dicken Betonplatte ausgefüllt worden.

Auch war im oberen Drittel des Steins, mittig, mit einem Diamantbohrer ein durchgehend rundes Loch mit einem Durchmesser von 15 cm gebohrt worden. Zur aufrechten Montage wurde eine 14 cm starke Stahlwelle so hindurch gesteckt, dass an den Enden der Welle Stahlseile befestigt werden konnten. Somit konnte der Stein problemlos aufrecht zum Standort manövriert werden. Dort empfingen Fachleute der hiesigen Naturwerksteinindustrie den Stein, glichen mit vorbereiteten Basaltlavasteinen die Unebenheiten der Standfläche der Basaltlavasäule aus und verfüllten die Hohlräume mit Beton. Abschließend wurde die gesamte Fundamentfläche mit Beton aufgefüllt und zuletzt mit Basaltlavasplitt bis zur Bodenoberflächen abgedeckt. Nach etwa einer Stunde Abbindezeit konnten die tragenden Stahlseile vom Autokran gelöst werden. Das Fundament hielt stand und hatte die Last des 50 to Steins übernommen. Der „Jahrhundertstein“ war aufgestellt, die gelungene hochspezielle, umfangreiche und kostspielige Aktion beendet.

Steinbruchbesitzer u. ausführende Firmen
Der Dank der Stiftung gilt zunächst der Tochter von Grubenbesitzer Walter Langenfeld, Heidemarie Schmitz. Sie gestattete der Stiftung Lapidea die Bergung des Jahrhundertsteins aus ihrem Steinbruch „Mayen 674“, wo der Stein 1980 abgelegt worden war. Kooperativ u. großzügig zeigte sich auch die Firma Mendiger Basalt als Eigentümer der Nachbargrube „Mayen 616“ in der Person ihres Geschäftsführers u. Gesellschafters Rainer Krings, der nicht nur die vorzubereitenden Planierungs- u. Befestigungsarbeiten, der für die Bergung mit dem Autokran notwendige Flächen und Wege kostengünstig herrichtete, sondern auch die notwendigen Erdbewegungen auf seinem Grundstück gestattete und den Jahrhundertstein möglichst nahe an die östliche Grundstückswand verschieben ließ. Dem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass Stefan Oerter als Mitarbeiter und Disponent der Firma Autokrane Baumann aus Bonn mit der Durchführung des Auftrages betraut wurde. Stefan Oerter stammt nämlich aus einer alten Mayener Familie und wohnt auch selbst in Mayen. Im Übrigen ist es Familientradition ,regelmäßig den Lapidea-Skulpturenpark und das Mayener Grubenfeld zu besuchen. Mit Engagement und mehrmaligem Besuch des Steinbruchs suchte er eine für die Stiftung relativ kostengünstige Lösung. Ihm und seinem Team gilt höchste Anerkennung für den reibungslosen Ablauf der komplizierten Aktion.
Für die fachmännische Begleitung der Aktion und die termingerechte Ausführung der Fundament- und Aufstellungsarbeiten war die Firma Mayener Natursteinwerke aus Kottenheim verantwortlich. Sie wurde den hohen Ansprüchen der auszuführenden Arbeiten gerecht.

Sponsoren
Die Stiftung Lapidea für Kunst und Kultur wäre nicht in der Lage gewesen, die Finanzierung der Aktion allein zu übernehmen. Deshalb mussten Stiftungsvorstand und Stiftungsrat Sponsoren für die Aktion gewinnen.

Die Bergung und das Aufstellen am neuen Standort finanzierten:
Brohl Wellpappe, Mayen
Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Mayen-Koblenz
Kreissparkasse Mayen
Volksbank RheinAhrEifel, Mayen
Landesamt für Geologie und Bergbau, Mainz
Das Grundstück stellt die Stadt Mayen zur Verfügung

Fazit
Vor etwa 7.000 Jahren begann mit der Herstellung von Mahlsteinen die Nutzung,_ der von den Vulkanen unserer Heimat ausgeworfenen Basaltlava. Der „Jahrhundertstein“ stammt aus dem nach Süden geflossenen Lavastrom des Beller Berg, dem heutigen Mayener Grubenfeld. Der natürliche Werkstoff Basaltlava wird heute noch als Naturwerkstein genutzt. Er hat in unserer Region Infastruktur, Wirtschaft und Gesellschaft mehrerer Jahrhunderte maßgeblich geprägt.
Glückliche Umstände haben nun dazu geführt, dass diese außergewöhnlich große Basaltlavasäule einerseits einer wirtschaftlichen Nutzung entging und andererseits Personen sich dafür einsetzten und Strukturen vorhanden waren, diese Säule als Monument der Nachwelt zu erhalten.
Das Aufstellen am Rande des Mayener Grubenfeldes soll neben seiner Symbolkraft auch daran erinnern, dass immerhin etliche Generationen ihr „Brot“ auf der Lay verdienten und auch zukünftig, wenn auch im eher bescheidenen Umfang, die Ressourcen der Vulkane zur Werkstein- u. Schotterproduktion genutzt werden.
Der Jahrhundertstein am Eingang der Via Lapidea (Skulpturenpark) an den Mühlsteinen neben dem Vulkanparkerlebniszentrum “Erlebniswelten Grubenfeld”,dem Forschungsbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte und dem Labor für Experimentelle Archäologie ( LEA ), präsentiert sich alleine durch seine Größe und bizarre Form im Vulkanpark des Landkreises Mayen – Koblenz als dekorativer Anziehungspunkt.


Presseartikel:
https://www.lapidea.de/pressearchiv/2012-09-jahrhundertstein/